Unternehmerisch reagieren auf aktuelle Krisen
6. Juli 2023
Ansprechpartner:
Christian KohlerVEREINBAREEN
6. Juli 2023
Ansprechpartner:
Christian KohlerDie Preise explodieren für Energie, Sprit, Fahrzeug-Zubehör. Eine aktuelle Erhebung bestätigt: Deutschlands Fahrschulen haben darauf reagiert. Doch das Thema gehört ständig auf den Prüfstand.
Im Oktober überschritt die Inflation die Grenze von zehn Prozent. Ein Novum seit der Wiedervereinigung – Statistiker sprechen vom stärksten Anstieg seit 70 Jahren. Und Deutschlands Fahrschulen können ein Lied davon singen, schließlich stecken sie mittendrin in der Preisspirale. Dabei wird nichts verschont, was Fahrschulen zum Geldverdienen benötigen: der Spritpreis gleich gar nicht. Sämtliches Fahrzeug-Zubehör ist betroffen. Die Heizenergie für Schulungsräume und Büros sowieso. Dennoch hat die Fahrschulbranche die notwendige Substanz, auch aus diesen Zeiten gestärkt hervorzugehen. Weil ihre pädagogischen Leistungen im Grunde unersetzlich sind. Die überwiegende Mehrheit der jungen Leute kann es sich nicht leisten, auf den Führerschein zu verzichten. Er ist eine Investition in die eigene Zukunft, die keine Alternative kennt. So gesehen haben die Fahrschulen eine Dienstleistung zu verkaufen, die man nicht einfach ersetzen kann. Diese Tatsache spielt den Fahrschulen in die Karten.
Trotz dieses Vorteils gehen diese harten Zeiten an den Fahrschulen finanziell nicht spurlos vorbei, zumal vielen deutschen Privathaushalten das Geld ausgeht. „Die Sorge vor vermehrten Zahlungsausfällen in den nächsten Monaten ist durchaus berechtigt“, fürchtet Matthias Wimpff vom Factoring-Dienstleister DATAPART. Auch Schufa-Chefin Tanja Birkholz prognostiziert eine wachsende Überschuldung der privaten Haushalte als Folge von Inflation und explodierenden Energiepreisen. Da braue sich etwas zusammen, meint die Chefin der großen deutschen Wirtschaftsauskunftei. Ihren Daten zufolge nahmen innerhalb eines Jahres die Kreditanfragen um 16 Prozent zu, die abgeschlossenen Kreditverträge jedoch nur um acht Prozent. Das bedeutet: Einige Verbraucher erhalten keine Kredite mehr. Dementsprechend nehmen auch im Online-Geschäft die Finanzierungen beim Kauf auf Rechnung und auf Raten zu. „Buy now, pay later“ (BNPL) wird dieser Trend im Fachjargon genannt. Doch genau diese Mentalität könnte in manchen Fällen direkt in die Überschuldung führen. Nicht nur die Schufa, auch andere Experten aus der Finanzbranche bestätigen die Gefahr der zunehmenden Privatinsolvenzen. Deutsche-Bank-Chef Severing erkennt ebenfalls eine bedrohliche Situation. „Das ist gefährlich“, sagte er kürzlich dem Handelsblatt. Es gäbe genügend Familien, bei denen die monatlichen Ausgaben bereits über den Einnahmen liegen. Auch Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, warnte kürzlich im Handelsblatt. Das Leben werde auf breiter Front teurer. Und die steigende Inflation werde die Überschuldungslage deutlich verschärfen.
Was können Fahrschulen nun tun, um in Zeiten von hoher Inflation weiter wirtschaftlich zu arbeiten? Natürlich sind Preiserhöhungen ein Mittel. Der Branchenverband Moving hat kürzlich den Preisanstieg beim Führerschein Klasse A beziffert: Er beträgt rund 24 Prozent. Moving hat dazu allerdings einen Zwei-Jahres-Zeitraum berücksichtigt. Damit liegt der durchschnittliche Preisanstieg ungefähr auf dem Niveau der allgemeinen Teuerungsrate. Aber ist das ausreichend? Sind die eigenen Preise denn noch zeitgemäß? Die Frage stellt sich sogar bei den Betrieben, die erst vor Kurzem die eigenen Tarife nach oben korrigiert hatten. Angesichts der Kostenexplosion sollten verantwortungsvolle Unternehmen vor allem an ihre Mitarbeiter denken. Stichwort: Fahrlehrermangel. Es ist inzwischen nachvollziehbar, dass die steigenden Lebenshaltungskosten als Argument für eine Gehaltserhöhung dienen. Eine offensive Preispolitik kann den Spielraum dafür liefern. Deshalb ist in diesen Zeiten die Führung der Fahrschule als Unternehmer besonders gefragt. Die eigene Preispolitik gehört auf Wiedervorlage. In immer kürzeren Abständen.
Noch eine weitere Möglichkeit gibt es, die Fahrschulen hilft. Grundsätzlich kommt in wirtschaftlich schweren Zeiten das Angebot „Erst fahren – später zahlen“ für alle richtig, die einen Führerschein machen wollen. Doch die Risiken für Fahrschulen sollten nicht außer Acht gelassen werden. In dieser Situation kann Factoring eine plausible Lösung sein: einerseits als unkomplizierte Lösung für Fahrschüler, andererseits als gute Absicherung für die Fahrschulen. „Damit können Fahrschulen ganz einfach „Drive now, pay later“ anbieten. Ohne jedes Risiko für die Fahrschule“, sagt Matthias Wimpff. Einen weiteren Factoring-Vorteil, der Fahrlehrern vielleicht nicht zuallererst in den Sinn kommt, nennt DATAPART-Kundin Bianca Liedtke von der Verkehrsfachschule Bochum. Sie sagt, man werde ein „emotionales Dilemma“ los, schließlich stünden Menschen vor einem, die gefühlt in einer Notsituation seien. Dadurch, dass sich nun der Factoringpartner darum kümmert, habe man auch diese emotionale Verbundenheit nicht mehr. Liedtke: „Es belastet nicht so, weil man sagen kann, ich bin nicht der Entscheidungsträger.“ „So wird aus jeder Fahrstunde und jeder Leistung eine Einnahme“, sagt Matthias Wimpff. „Sie können sich ungestört um das Wachstum Ihrer Fahrschule kümmern, weil Sie Ihre Arbeitszeit nicht ins Forderungsmanagement stecken müssen.“
Dieser Blogbeitrag wurde von der Zeitschrift „Fahrschule“ übernommen (Ausgabe 2/2023, S. 22-23). Der Autor Thomas Cyganek arbeitet in der Redaktion des Verlags Heinrich Vogel und hat diesen Artikel für die Zeitschrift „Fahrschule“ geschrieben.