Was die Digitalisierung bringt – und was nicht

Autor: Bernd Sautter

24. November 2023

Die Digitalisierung schreitet voran. Sie setzt dort an, wo sie Fahrschulen weiter bringt – bei einfachen, sich wiederholenden Tätigkeiten. Pädagoginnen und Pädagogen wird sie nicht ersetzen. Das hat Prof. Manfred Spitzer auf dem Fahrlehrerkongress eindrucksvoll bestätigt.

Die Branche ist im Aufbruch. Auf dem 9. Fahrlehrerkongress konnte man es besichtigen. Die Branche ist innovativer denn je. In den Messehallen des Berliner Estrel-Kongresszentrums waren neue Technologien zu bestaunen, die meisten im digitalen Bereich. Viel bewegt sich zum Beispiel auf dem Gebiet der Fahrsimulatoren, der Apps und in anderen Bereichen der digitalen Unterstützung. Doch entgegen einzelnen Meinungen sind keine Arbeitsplätze in Gefahr. Im Gegenteil! Weil digitale Technologie Autofahren und Autofahren lehren anspruchsvoller macht, gewinnt der Fahrlehrer-Beruf zusätzlich an Bedeutung.

Die Ansprüche an Fahrausbildung steigen weiter

Auch der Blick in die Cockpits der heutigen Fahrzeuge macht die Herausforderungen anschaulich, die an die Fahrausbildung der Zukunft gestellt werden. Die Autos quellen über vor Tempomaten, Spurhalte- und Totwinkelassistenten. Das betonte unter anderem Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMDV). Er erinnerte an die Bedienungsanleitung eines NSU Wankel Spider vor 60 Jahren. 62 Seiten stark sei sie gewesen. „Bei einem Tesla Model 3 sind es heute 300 Seiten.“

Nicht nur die Anforderungen an die Bedienung steigen. Das Nebeneinander verschiedener Mobilitätsformen auf den Straßen stellt Autofahrerinnen und Autofahrer täglich vor neue Aufgaben. Dazu kommt, dass die moderne Welt keine Fehler akzeptiert, schon gar nicht im Straßenverkehr und gleich gar nicht bei den Menschen hinter dem Lenkrad. All diese Faktoren machen weitere Verbesserungen bei der Fahrausbildung notwendig. Mit anderen Worten: Pädagogische Kräfte in Fahrschulen werden in Zukunft eher mehr zu tun haben als weniger.

Die Grenzen der Digitalisierung

Denn eines wird die Digitalisierung niemals leisten: die Fahrausbildung übernehmen. Der renommierte Neurowissenschaftler und Psychiater Prof. Manfred Spitzer fasste in seinem Vortrag die aktuelle Studienlage zusammen und bestätigte, dass Fahrlehrkräfte mit keiner Technologie der Welt eingespart werden können. Prof. Spitzer brachte es auf eine einfache Formel: Im Straßenverkehr gehe es um Sozialverhalten – und Sozialverhalten lerne man nur von Menschen und keinesfalls von Maschinen.

„Digitale Medien schaden der Bildung massiv“, resümierte Prof. Spitzer in seinem vielbeachteten Vortrag. Damit sei klar: „Das Rückgrat jeglichen Lernens ist nicht zu ersetzen: die Menschen, die als Lehrer fungieren.“ Für die Fahrschule der Zukunft ist das eine eindeutige Botschaft. Die Digitalisierung wird dort mit hoher Geschwindigkeit Einzug halten, wo sie unternehmerisch und gesellschaftlich sinnvoll ist. Im pädagogischen Bereich wird sie sich nur dort etablieren, wo sie die Position von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern stärkt.

Bild: Prof. Manfred Spitzer © Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)

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